Durchschnittlich 465,70 Euro gaben die Deutschen 2017 für Weihnachtsgeschenke aus. Da freut sich, wer online ein günstiges Angebot entdeckt. Doch was morgens günstig war, kann abends wieder teurer sein. Bei vielen Onlineshops gibt es nämlich erhebliche Preisschwankungen.
Dahinter steckt das sogenannte „Dynamic Pricing“. Was das bedeutet und wie Onlineshopper Geld sparen können, erläutert Dieter Sprott, Experte der ERGO Direkt Versicherungen.
Was ist „Dynamic Pricing?“
Schwankende Preise in Onlineshops sind inzwischen Normalität. Kostete das neue Smartphone am Vortag noch 580 Euro, zeigt das Preisschild heute 650 Euro an – sehr zum Ärger der potentiellen Käufer. Aber nicht nur bei Elektronik müssen Verbraucher mit unterschiedlichen Preisen rechnen. Auch Mode-Shops, Autoteilehändler oder Baumärkte passen ihre Preise im Tagesverlauf immer wieder an. Dahinter steckt das sogenannte „Dynamic Pricing“ – wörtlich übersetzt „dynamische Preisgestaltung“.
„Dabei sorgen Algorithmen dafür, dass die Kunden unterschiedliche Preise vorfinden. Und das laut einer Studie des Softwareunternehmens Minderest bis zu hundertmal am Tag. Entscheidend für den Preis sind dabei vor allem Tageszeit und Wochentag“, so Dieter Sprott. Aber auch andere Faktoren haben Einfluss, zum Beispiel das persönliche Surfverhalten. Denn mithilfe von Cookies können Onlineshops nachvollziehen, wie oft sich ein Kunde ein Produkt ansieht. Zusätzlich verfolgen sie, wie viele andere Personen das Angebot anklicken beziehungsweise es gerade kaufen oder gekauft haben.
An diese Daten passt sich dann der aktuelle Preis an. Dabei gilt: Je größer die Nachfrage, desto höher der Preis. Aber auch Jahreszeit, Wohnort und das verwendete Endgerät können für die Preis-Algorithmen eine Rolle spielen. „Welches konkrete Muster Onlineshops verwenden, unterscheidet sich von Fall zu Fall“, erläutert Sprott.
Schutz vor Kontrolle
Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Preise über einen längeren Zeitraum und zu unterschiedlichen Tageszeiten zu beobachten. Dafür am besten über das Browsermenü ein privates Fenster oder den Inkognito-Modus öffnen. So speichert der Browser weder Cookies noch Verlauf und ermöglicht damit ein privates Surfen. Onlineshops haben dann keinen Einblick in das Nutzerverhalten des Käufers. Das heißt konkret: Sie sehen beispielsweise nicht, von welcher Website aus er auf die Seite gelangt ist oder welche Seiten er besonders häufig anklickt. Zusätzlich sollten Internetnutzer regelmäßig alle Cookies löschen. Dies können sie in den jeweiligen Browsereinstellungen tun.
Eine Alternative: Unterschiedliche Browser für die Preisbeobachtung nutzen. Außerdem hilfreich: Besser nicht eingeloggt im Onlineshop stöbern, sondern so spät wie möglich anmelden. Denn durch das Benutzerkonto erfahren die Anbieter genauere Details über die Vorlieben der Kunden und können so Preise und Produktanzeige anpassen. Wer beispielsweise schon häufiger teure Produkte gekauft hat, bekommt solche auch vorrangig angeboten.
Verschlüsselte Verbindungen nutzen
Rückschlüsse auf den Nutzer können Anbieter auch mithilfe der IP-Adresse ziehen. „Sie verrät, in welcher Region sich der Käufer befindet“, so der Experte. Wer aus einer als wohlhabend eingestuften Gegend kommt, muss dann unter Umständen mit einem höheren Preis rechnen. Abhilfe schafft eine VPN-Verbindung, die die IP-Adresse verbirgt. Hierfür stehen eine Reihe kostenloser sowie kostenpflichtiger Programme verschiedener Anbieter zur Verfügung. Das „virtuelle private Netzwerk“ übermittelt die Daten verschlüsselt. „Die eigene IP-Adresse wird durch eine andere ersetzt. Dadurch ist der Nutzer von außen nicht erkennbar“, erklärt der ERGO Direkt Experte.
Es kommt auch aufs Gerät an
Unter Umständen wirkt sich auch das Gerät, das der Kunde zum Onlineshoppen nutzt, auf die Preisgestaltung aus. So sind die Preise für Smartphone- oder Tablet-Nutzer häufig besonders hoch oder die teuren Produkte erscheinen in der Ergebnisliste sehr weit oben.
„Da das Display kleiner ist, sind auf einer Seite weniger Angebote zu sehen. Langes Scrollen empfinden viele Käufer als mühsam und klicken deshalb schnell auf einen – eher teuren – Artikel am Listenanfang“, erklärt Sprott. „Vor allem größere Anschaffungen daher lieber über PC oder Laptop tätigen“, so seine Empfehlung.
Auch Besitzer von Apple-Produkten sollten vorsichtig sein: Auf iPhone, iPad oder Macs sind Produkte manchmal bis zu zehn Euro teurer. Das beruht auf der Annahme, dass Apple-Nutzer über ein höheres Einkommen verfügen und damit kaufkräftiger sind. Diesen Algorithmus können sie umgehen, wenn sie über den „User-Agent“ in den Browsereinstellungen ändern, als was sich das Gerät gegenüber einer Website ausgeben soll.